„Es wäre schön, in einer Welt zu leben, in der Sexualität keine Rolle spielt, in der es egal ist, welche Orientierung man hat.”
„Ich fühle mich wohl in meinem Körper und würde nichts daran ändern.” Ein Gespräch mit Maxine, geführt von Dennis und Antonia zum Thema Homosexualität.
Das Interview
Antonia, Dennis und Maxime sind Schüler einer Sozialassistentenklasse. Was wünsche sich Maxine, wenn es um die Toleranz gegenüber Homosexuellen geht? Die Haltung zu Homosexuellen sollte sich ändern, meinte Maxine und setzte fort: Insbesondere Männer sollten toleranter zu Schwulen werden. Es ist ihr ein wichtiges Anliegen, dass die Gesellschaft nicht so sehr auf Homosexuelle fixiert sei, denn sie gehören einfach dazu. Dennis und Antonia wollten wissen, wie Maxine ihre sexuelle Orientierung auslebt. Sie betonte, sie gehe offen damit um und fügte hinzu, dass auch die eigene Familie ihre sexuelle Orientierung akzeptiere, insbesondere ihre Mutter und die Geschwister. Im Gespräch machte die angehende Sozialassistentin klar, dass sie bisher kaum etwas Negatives erlebt habe. In der Schulzeit jedoch fiel sie mit ihrem kurzen Haarschnitt und jungenhaftem Äußeres auf. Deshalb wurde sie darauf hingewiesen, nicht die Damen- sondern die Herrentoiletten aufzusuchen. Das führte dazu, dass sich Maxine eine Zeitlang davor fürchtete, auf öffentliche Toiletten zu gehen. Heute sei sie dafür dankbar, sich nicht verbiegen zu müssen, in der Pubertät dagegen litt sie teilweise unter Identitätsproblemen. Es war eine schwierige Zeit auf der Suche nach sich selbst. Was wünsche sich Maxine für die Zukunft? „Es wäre schön, in einer Welt zu leben, in der Sexualität keine Rolle spielt, in der es egal ist, welche Orientierung man hat.”
Historie
In der Antike gehörte Homosexualität zum Alltag, im Mittelalter dagegen wurden Schwule verbrannt. Die Geschichte zeigt: Es war selten ungefährlich, dasselbe Geschlecht zu lieben.Das gemeinsame Schicksal der Soldaten hatte dazu geführt, dass zwischen den Männern tiefe Freundschaften entstanden sind. Für die meisten waren die Kriegskameraden ein Familienersatz. Dabei haben Männer Ihr Zärtlichkeitsverlangen auf einen Gefährten übertragen. In mörderischen Schlachten und Abenteuern waren absonderliche Liebesbeziehungen entstanden. Im antiken Griechenland war die Päderastie, die Knabenliebe, eine feste Institution, die in keinerlei Gegensatz zu kriegerischen Qualitäten stand. Ganz im Gegenteil war sie anscheinend ausgerechnet unter den harten Spartanern am stärksten verbreitet.Männer verleihen ihren Gefühlen für andere Männer freien Ausdruck, man umarmte sich, selbst gemeinsam in einem Bett zu schlafen, war nicht verpönt. Bis in den 19. Jahrhundert hinein schrieben sich Männer offizielle Liebesbriefe. Die öffentliche Aussage „Ich liebe diesen Mann“, war früher selbstverständlich, nur eines war strikt untersagt: Sex! Auch homosexuelle Frauen mussten sich in einigen Fällen in Sodomie-Prozessen vierteidigen. Sie wurden aber weniger stark verfolgt.Homosexualität endete im Mittelalter und im Spätmittelalter wegen sogenannter Unzucht oft auf dem Scheiterhaufen.
Vorreiter im Kampf gegen Diskriminierung war der Arzt Magnus Hirschfeld. Er demonstrierte in aller Öffentlichkeit gegen den Paragraphen 175 im deutschen Strafgesetzbuch, der besagt, dass gleichgeschlechtliche Liebe eine Straftat ist. Er behauptete, gleichgeschlechtliche Liebe ist eineangeborene sexuelle Neigung und keine Krankheit. Doch nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933, war die Bewegung zur Liberalisierung des Gesetzes abrupt beendet. Heinrich Himmler(SS) ordnete 1940 die Verschleppung aller Homosexuellen ins KZ an. Nur eine freiwillige Kastration konnte diese Maßnahme verhindern. Homosexuelle wurden im KZ mit einem „Rosa-Winkel“ gekennzeichnet. Schon alleine ein Kuss oder Blickkontakt konnte bis zu fünf Jahre Haft nach sich ziehen.
Nach 1968
Im Jahre 1969 kam es in New York zum legendären „Stonewall-Aufstand“. So bezeichnet man eine Serie gewalttätiger Demonstrationen gegen Polizeiliche Angriffe auf die homosexuelle Gemeinde in New York, an der Stonewall, in einer Nachbarschaft von Manhattan. Die Gäste in Schwulenbars wehrten sich gegen die Festnahme und Diskriminierung der Polizei. Heute ist es unvorstellbar, dass homosexuelle Paare hinter Gittern müssen, ohne sich strafbar gemacht zu haben. 1994 wurde der Paragraf 175 aus dem deutschen Strafgesetzbuch endgültig gestrichen. Seit 2001 können schwule und lesbische Paare in Deutschland eine „eingetragene Lebenspartnerschaft“ eingehen. Allerdings sind sie rechtlich gesehen nicht mit heterosexuellen gleichgestellt. Deshalb wurde 2013 entschieden, dass die Homo-Ehe mit der klassischen Ehe gleichgestellt werden soll. Der nächste Schritt, über den die Verfassungrichter nun entscheiden müssen, ist das uneingeschränkte Adoptionsrecht, demnach dürfen auch schwule und lesbische Eheleute ein Kind gemeinsam adoptieren.
Rechte und Gleichstellung
Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich und haben ohne Diskriminierung Anspruch auf gleichen Schutz durch das Gesetz. In dieser Hinsicht hat das Gesetz jede Diskriminierung zu verbieten und alle Menschen gegen jede Diskriminierung, wie insbesondere wegen der Rasse, der Hautfarbe, des Geschlechts, der Sprache, der Religion, der politischen oder sonstigen Anschauung, der nationalen oder sozialen Herkunft, des Vermögens, der Geburt oder des sonstigen Status, gleichen und wirksamen Schutz zu gewährleisten. Artikel 26, „Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte“ (1966).
Ein Projekt der Sozialassistentenklasse an den Grone-Bildungszentren in Berlin-Treptow.